BONSAI Baum Gestaltungsstile & Gestaltungsformen

Die faszinierende Welt der Bonsai-Gestaltungsstile. Ein Leitfaden zu den wichtigsten Bonsai-Formen

BONSAI BAUM Gestaltungsstile und Gestaltungsformen

Die Gestaltung eines Bonsai-Baumes ist eine uralte Kunst, die über Jahrhunderte in Japan und China entwickelt wurde.

Die Gestaltung eines Bonsai-Baumes ist eine uralte Kunst, die über Jahrhunderte in Japan und China entwickelt wurde. Ein Bonsai ist nicht einfach ein kleiner Baum; er ist eine lebendige Skulptur, die Natur und Kultur verbindet. Bonsai-Künstler nutzen verschiedene Gestaltungsformen und -stile, um den Miniaturbaum so zu formen, dass er wie ein ausgewachsener Baum in der Natur wirkt und eine besondere Ästhetik ausstrahlt.

Dieser Leitfaden beleuchtet die wichtigsten Bonsai-Gestaltungsstile und ihre Besonderheiten, die Grundtechniken zur Formgebung sowie die symbolische Bedeutung hinter diesen Stilen. Ob Anfänger oder Fortgeschrittener – das Verständnis der Bonsai-Stile ist ein wesentlicher Schritt, um sich mit dieser Kunstform vertraut zu machen und die Schönheit der Natur in Miniatur darzustellen.

Grundprinzipien der Bonsai-Gestaltung

Die Kunst des Bonsais beruht auf drei zentralen Prinzipien: Ästhetik, Harmonie und Natürlichkeit. Jeder Bonsai sollte einen natürlichen Baum in seiner Umgebung widerspiegeln und dabei eine ausgeglichene Form aufweisen. Ein perfekt geformter Bonsai hat eine dreidimensionale Struktur, die von allen Seiten betrachtet harmonisch wirkt. 

Die verschiedenen Gestaltungsformen basieren auf spezifischen Techniken wie Drahten, Schneiden und dem gezielten Wurzelrückschnitt, die dem Baum seine gewünschte Form verleihen.

2. Die wichtigsten Bonsai-Gestaltungsstile

Es gibt eine Vielzahl von Bonsai-Gestaltungsstilen, die sich durch spezifische Merkmale und Strukturen auszeichnen. Hier sind die bekanntesten und am häufigsten verwendeten Bonsai-Stile:

a) Chokkan – Der aufrechte, formale Stil

Der Chokkan-Stil ist der klassische, formale Stil, der einen gerade aufrechten Baum darstellt. Die Spitze des Baumes verläuft senkrecht zur Basis und vermittelt dadurch Stabilität und Stärke. Die Äste sind symmetrisch angeordnet und nehmen nach oben hin an Länge ab.

Besonderheiten des Chokkan-Stils:
– Der Stamm wächst gerade nach oben und ist frei von Biegungen.
– Die Äste sind regelmäßig verteilt und bilden eine pyramidenförmige Silhouette.
– Dieser Stil symbolisiert Stärke und Respekt und wird häufig bei Nadelbäumen wie Kiefern und Fichten angewandt.

 

b) Moyogi – Der informelle, aufrechte Stil

Der Moyogi-Stil ähnelt dem Chokkan-Stil, jedoch ist der Stamm leicht gewunden. Dieser Stil ahmt Bäume nach, die in der Natur unter widrigen Bedingungen gewachsen sind und sich dennoch aufrecht behauptet haben.

Merkmale des Moyogi-Stils:
– Der Stamm verläuft in sanften, geschwungenen Linien.
– Die Spitze des Baumes verläuft dennoch vertikal über der Basis, was dem Baum Stabilität verleiht.
– Dieser Stil eignet sich für viele Baumarten und ist besonders beliebt für Ahorn und Zelkova, da er Lebendigkeit und Eleganz vereint.

 

c) Shakan – Der geneigte Stil

Der Shakan-Stil zeigt einen Baum, dessen Stamm in einem Winkel von etwa 60 bis 80 Grad zur Basis geneigt ist. Diese Form deutet auf Bäume hin, die durch starke Winde oder das Suchen nach Licht geneigt sind.

Wichtige Merkmale des Shakan-Stils:
– Der Baum neigt sich zur Seite, während die Wurzeln fest im Boden verankert sind.
– Der erste Ast auf der Neigungsseite ist meist kräftiger, um die Neigung zu stabilisieren.
– Dieser Stil ist ein Symbol für Widerstandskraft und Ausdauer und ist bei Laubbäumen besonders beliebt.

 

d) Kengai – Der Kaskaden-Stil

Der Kengai-Stil ahmt Bäume nach, die an steilen Klippen wachsen und deren Äste nach unten hängen. Diese Form stellt eine der anspruchsvollsten Gestaltungsarten dar und erfordert sorgfältige Pflege.

Charakteristika des Kengai-Stils:
– Der Hauptstamm wächst über den Rand des Pflanzgefäßes hinaus und hängt nach unten.
– Der Baum wird häufig in tiefen Schalen gepflanzt, um die Hängestruktur zu betonen.
– Der Kengai-Stil symbolisiert die Kraft und Anpassungsfähigkeit der Natur und wird häufig bei Koniferen wie Kiefern oder Wacholder verwendet.

 

e) Han-Kengai – Der halb-kaskadenförmige Stil

Der Han-Kengai-Stil ähnelt dem Kengai-Stil, jedoch erreicht der Hauptstamm nicht die Höhe unterhalb des Pflanzgefäßrandes. Dieser Stil ist weniger extrem und vermittelt eine sanfte Eleganz.

Merkmale des Han-Kengai-Stils:
– Der Stamm hängt halb herunter, bleibt jedoch oberhalb des Gefäßbodens.
– Dieser Stil eignet sich für Baumarten, die in Naturgebieten wachsen, wie Wacholder oder Azaleen.

 

f) Fukinagashi – Der vom Wind gepeitschte Stil

Der Fukinagashi-Stil ist eine dynamische Form, die Bäume nachahmt, die ständigen starken Winden ausgesetzt sind. Die Äste und der Stamm neigen sich in eine Richtung, als wären sie vom Wind geformt.

Besonderheiten des Fukinagashi-Stils:
– Der Stamm und die Äste sind alle in eine Richtung geneigt.
– Die Äste sind meist asymmetrisch angeordnet, um den Wind-Effekt zu betonen.
– Dieser Stil wird oft verwendet, um die Stärke und Flexibilität eines Baumes zu zeigen und ist ideal für Kiefern und andere robuste Baumarten.

 

g) Bunjin – Der Literatenstil

Der Bunjin-Stil, auch Literatenstil genannt, ist minimalistisch und betont die Einfachheit und das Wesen des Baumes. Dieser Stil wurde von chinesischen Künstlern inspiriert und bevorzugt in Japan von Literaten und Gelehrten kultiviert.

Eigenschaften des Bunjin-Stils:
– Der Stamm ist lang und schlank, oft mit nur wenigen Ästen.
– Die Krone des Baumes ist spärlich und hebt die natürliche Schönheit des Stammes hervor.
– Der Literatenstil drückt Eleganz und Bescheidenheit aus und ist häufig bei Wacholder und Kiefern zu finden.

 

3. Techniken zur Gestaltung der Bonsai-Stile

Die verschiedenen Stile erfordern spezifische Techniken, um die Form und Struktur des Bonsais zu beeinflussen. Die wichtigsten Techniken sind:

a) Drahten

Drahten ist eine Methode, bei der Äste und Zweige mit Aluminium- oder Kupferdraht umwickelt werden, um sie in eine bestimmte Richtung zu biegen. Nach einiger Zeit verfestigt sich die Struktur, und der Draht kann entfernt werden. Diese Technik ist besonders wichtig für die Stile Moyogi, Fukinagashi und Bunjin, da sie die natürliche Biegung und Anordnung des Baumes ermöglicht.

b) Beschneiden

Das Beschneiden ist eine grundlegende Technik, um das Wachstum und die Form des Bonsais zu steuern. Es gibt zwei Arten des Schnitts: den Rückschnitt und den Erhaltungsschnitt. Der Rückschnitt dient dazu, das Wachstum zu kontrollieren, während der Erhaltungsschnitt dazu beiträgt, die Form zu bewahren. Regelmäßiges Beschneiden ist für fast alle Bonsai-Stile notwendig, insbesondere für die formalen Stile wie Chokkan und Shakan.

c) Jin und Shari

Jin und Shari sind Techniken, die totes Holz imitieren und dem Bonsai ein älteres und raueres Aussehen verleihen. Bei der Jin-Technik werden Äste abgeschält und behandelt, um einen verwitterten Look zu erzeugen. Shari bezeichnet das Abtragen der Rinde am Stamm, was oft beim Bunjin-Stil angewendet wird, um die natürliche Alterung des Baumes darzustellen.

 

4. Bedeutung und Philosophie hinter den Bonsai-Stilen

Jeder Bonsai-Stil hat eine symbolische Bedeutung und spiegelt die spirituelle Verbindung zur Natur wider. Hier sind einige symbolische Aspekte:

– Chokkan: steht für Stärke und Beständigkeit, oft assoziiert mit traditioneller japanischer Ästhetik.
– Moyogi: symbolisiert Anpassung und Flexibilität.
– Kengai und Han-Kengai: stehen für das Durchhaltevermögen unter schwierigen Bedingungen.
– Fukinagashi: vermittelt das Bild von Widerstandskraft und Beharrlichkeit.
– Bunjin: repräsentiert Weisheit, Minimalismus und die Wertschätzung der natürlichen Einfachheit.

Diese Stile sind nicht nur ästhetische Entscheidungen, sondern spiegeln auch die Werte der Bonsai-Kunst wider. Die Verbindung zur Natur, die Reflexion des Lebenszyklus und die Philosophie der Vergänglichkeit spielen eine zentrale Rolle.

 

5. Den passenden Stil für den eigenen Bonsai auswählen

Bei der Wahl des Stils sollten Baumart, Alter und persönliche Präferenz berücksichtigt werden. Manche Bäume eignen sich besser für bestimmte Stile: Nadelbäume wie Kiefern und Wacholder sind ideal für den Kengai-Stil, während Laubbäume wie Ahorn und Zelkova gut für den Moyogi- und Shakan-Stil

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